SKIP TO CONTENT

Nachricht

Leistungsstarkes Jahr, dennoch Defizitabschluss

Greifswald. „Die Universitätsmedizin Greifswald (UMG) legte eines der leistungsstärksten Jahre in ihrer Geschichte hin. Mit rund 5.000 Mitarbeitern wurden schwergewichtige Forschungsprojekte weiter ausgebaut, eine bundesweit hoch anerkannte Lehre und Ausbildung fortentwickelt sowie 169.000 Patienten medizinisch versorgt und ein Umsatzergebnis aus Krankenhausleistungen in Höhe von 190,8 Millionen Euro erzielt“, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Universitätsmedizin Greifswald, Prof. Reiner Biffar, anlässlich des Neujahrsempfanges. Dennoch sei es nicht gelungen, die erheblichen strukturellen Nachteile für die Universitätsmedizin vollständig zu kompensieren und ein ausgeglichenes Ergebnis zu erzielen.
Mit 190,8 Millionen Euro wurde 2014 der Umsatz in der Krankenversorgung um elf Millionen Euro gegenüber dem Vergleichsjahr 2013 gesteigert, was vor allem an der Zunahme der schweren Krankheitsfälle liegt. Insgesamt beläuft sich der Umsatz des Uniklinikums mit dem Kreiskrankenhaus Wolgast und seinen 15 Verbundunternehmen auf ca. 215 Millionen Euro (2013: 212,5 Euro).


Im vergangenen Jahr wurden an den 21 Fachkliniken in der Universitäts- und Hansestadt so viele Patienten wie noch nie behandelt. Insgesamt vertrauten sich 169.000 Patienten (2013: 167.000), davon 36.382 vollstationär (2013: 36.052) und 2.220 teilstationär (2013: 1.965) in zwei Tageskliniken der Universitätsmedizin an (Patienten ohne Kreiskrankenhaus Wolgast). An der Universitätsmedizin wurden im letzten Jahr 26.798 operative Eingriffe vorgenommen, 7.283 davon ambulant, und 815 Babys geboren. Die Ärzte und Pflegefachkräfte versorgten 13.128 stationäre Notfälle. Die Universitätsmedizin als Maximalversorger sowie größter Arbeitgeber und Ausbilder in Vorpommern verfügt über 901 Planbetten und 33 Plätze an Tageskliniken. Die Bettenauslastung lag im vergangenen Jahr bei durchschnittlich 75,4 Prozent und die Verweildauer bei 6,7 Tagen.

Die Universitätsmedizin Greifswald wird für das vergangene Jahr erstmals kein ausgeglichenes Ergebnis vorweisen können. „Der Jahresabschluss wird derzeit vom Wirtschaftsprüfer abschließend geprüft, aber wir müssen von einem Defizit von mehreren Millionen Euro ausgehen“, befürchtete der kommissarische Kaufmännische Vorstand, Sylvia Langer. „Das ist angesichts der vielen Fälle und der großen Leistung unserer Mitarbeiter in der medizinischen Versorgung unserer Patienten sicher enttäuschend, spiegelt aber die derzeitige wirtschaftliche Situation, in der sich viele Krankenhäuser und Universitätsklinika in Deutschland befinden, wider“, ergänzte der Ärztliche Vorstand, Dr. Thorsten Wygold.
In Greifswald werden drei grundsätzliche Ursachen für diese Entwicklung gesehen:
Zum einen laufen den Kliniken die Kosten davon. Die Schere zwischen Personalkosten und der Budgetentwicklung geht immer drastischer auseinander. Allein die Personalkosten der UMG stiegen von 2010 bis heute um 16,55 Prozent. Im gleichen Zeitraum stieg der Basisfallwert lediglich um 9,2 Prozent.
Zum anderen wird der universitäre Mehraufwand aufgrund spezieller Behandlungsverfahren bei hochkomplexen Erkrankungen und multimorbiden Patienten nicht adäquat vergütet.
Und schließlich verweigern die Krankenkassen zunehmend die Erstattung bestimmter Leistungen im stationären Bereich, weil sie ambulant erbracht werden sollen.
Der Ärztliche Vorstand kündigte Veränderungen auch für medizinische Fachgebiete in Greifswald an. So werden unter anderem die Orthopädie und die Unfallchirurgie zu einem Muskuloskeletalen Zentrum zusammengefasst und sollen um Spezialdisziplinen wie die septische Weichteil-, Gelenk- und Knochenchirurgie und orthopädische Rehabilitationsmedizin erweitert werden. Damit entsteht ein hochspezialisiertes Zentrum, in dem betroffene Menschen alle notwendigen Fachärzte antreffen und nutzen können.
Angelaufen ist die telemedizinische Betreuung von Schlaganfall-Patienten in Kooperation mit mehreren Kliniken im Umland. Bereits jetzt können beispielsweise im Klinikum Bergen auf Rügen Stroke-Unit-Experten der Neurologischen Klinik Greifswald rund um die Uhr zugeschaltet werden. Das Netzwerk soll zügig ausgebaut werden.





SKIP TO TOP