SKIP TO CONTENT

Nachricht

Protestbündnis gegen Finanznot

Hannover. Das ist ein Novum in der Geschichte des Gesundheitsstandortes Hannover: Alle 21 Krankenhäuser, egal ob in Trägerschaft des Landes, der Kommunen, der Kirche, in gemeinnütziger oder privater Hand, schließen sich wegen akuter Finanznot zu einem großen Protestbündnis zusammen. Moderiert wird die Allianz von Regionspräsident Hauke Jagau.

Massiv beklagen die Geschäftsführungen der Kliniken sowie die Personal- und Betriebsräte und die Mitarbeitervertretungen der Krankenhäuser die völlig unzureichende Refinanzierung ihrer Leistungen durch Politik und Krankenkassen. Wegen des desolaten Finanzierungssystems befürchten sie den kollektiven Kollaps und sehen die Krankenhausversorgung in ihrer jetzigen Qualität bedroht. Unterstützt werden sie zusätzlich von der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft (NKG), dem Sozialverband Deutschland, der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di. sowie dem Marburger Bund.

Die Krankenhäuser unserer Region werden in diesem Jahr dramatische Verluste einfahren. Das Gesamtminus aller Häuser wird voraussichtlich mehr als 30 Millionen Euro betragen – und für 2013 ist eine weitere Verschlechterung in Sicht. Das alles vor dem Hintergrund milliardenschwer gefüllter Geldvorräte bei den Krankenkassen. Die bislang hochwertige Patientenversorgung ist bei andauernder Unterfinanzierung nicht mehr zu gewährleisten: Der wirtschaftliche Druck belastet spürbar sowohl die Beschäftigten als auch die Patienten. Das erklärte die Krankenhausallianz Mitte Dezember in einer gemeinsamen Pressekonferenz in Hannover.

In einer von allen Häusern und den unterstützenden Verbänden unterzeichneten „Hannoverschen Erklärung" fordern die an der Allianz beteiligten Krankenhäuser und deren Belegschaften die Politik auf, umgehend die wirtschaftliche Stabilität der Kliniken wieder herzustellen und die davon abhängige medizinische und pflegerische Leistungsfähigkeit aufrecht zu erhalten. „Wir benötigen sofort politische Hilfe, um die zuverlässige Versorgung der Patienten weiter sicher zu stellen und den hoch qualifizierten Beschäftigten zufriedenstellende Arbeitsbedingungen sowie auch in Zukunft ein angemessenes Einkommen anbieten zu können", betonen die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner der Erklärung.

Kernforderungen des gemeinsamen Appells betreffen

• die chronische Unterfinanzierung durch Kostensteigerungen, die mit dem Anstieg der Klinikbudgets nicht aufgefangen werden, und Verlagerung des wirtschaftlichen Risikos durch Fallzahlsteigerungen (demografisches Risiko) von den Kassen auf die Krankenhäuser

• die Anhebung der Patientenvergütung in Niedersachsen auf den Bundesdurchschnitt – in 2012 beträgt der Erlösnachteil zum Bundesdurchschnitt 97 Mio. Euro.

• Die volle Bezahlung für alle Behandlungen, keine Festlegung von Obergrenzen

Die Allianz erwartet, dass alle Politiker in Bund und Land sich dieses gravierenden Problems umgehend annehmen. Bei weiteren Vertröstungen und Verzögerungen werde sich die Situation in Hannovers Kliniken weiter zuspitzen.

Die 21 Krankenhäuser, die nun Alarm schlagen, beschäftigen insgesamt mehr als 25.000 Mitarbeitende, behandeln pro Jahr rund 300.000 Patienten stationär und 650.000 ambulant. Der Gesamtumsatz aller Häuser beträgt etwa 1,5 Milliarden Euro.





SKIP TO TOP