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Protest nach Strafzahlungen wegen zu vieler Patienten

Fürth. Die Inzidenzen steigen, die Intensivstationen werden voller. Doch statt wegen höherer Patientenzahlen weitere Unterstützung zu erhalten, müssen Kliniken Strafzahlungen leisten. Dr. Manfred Wagner, medizinischer Direktor des Klinikums Fürth, richtet sich nun in einem Video an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. 

 

Wie der Münchner Merkur berichtet, seien der Grund für das Video die Strafzahlungen, die die Klinik derzeit erhält, weil sie die Patientenversorgung aufrecht erhalten möchte. „Wir haben wieder die Situation, dass die Kliniken in einer finanziell äußert prekären Lage sind“, erklärt er. Im Großraum Nürnberg/Fürth/Erlangen seien die Kliniken und Intensivstationen voll - das liege jedoch nicht nur an der Corona-Pandemie, sondern vor allem an Patienten, die nicht an Covid-19 erkrankt sind. Jetzt kämen noch die steigenden Corona-Zahlen dazu.

Eine Klinik kann laut der Aussage von Wagner nur so viele Menschen aufnehmen, wie Pflegepersonal vorhanden ist. Das Ganze nennt sich Pflegepersonaluntergrenzen (PPUG). „Es ist ein sinnvolles Instrument, weil man damit die Qualität der Pflege und einer würdigen Behandlung der Patienten sicher stellen will“, sagt er. Dadurch seien jedoch im gesamten Großraum die Kapazitäten begrenzt, da ein Pflegemangel besteht.

Doch hier offenbart sich nun das Problem: In die Kliniken kommen mehr Patienten, als derzeit aufgrund der Pflegepersonaluntergrenze erlaubt sind. „Wir nehmen sie natürlich auf, weil wir eine Verpflichtung gegenüber unseren Patienten haben und wir sie gut behandeln wollen“, sagt der Mediziner. Die Kliniken hielten trotzdem die Versorgung der Bevölkerung aufrecht - allerdings auf den Rücken der Mitarbeiter.

Dafür gibt es laut Wagner jedoch keine Belohnung, sondern Strafzahlungen. Wenn ein Krankenhaus die PPUG unterschreitet, muss es eine Strafe zahlen. „Wie krank ist eigentlich unser Gesundheitssystem?“, fragt der Arzt. Darum stellt Manfred Wagner an den derzeitigen Gesundheitsminister Jens Spahn (CSU) und die kommende Bundesregierung zwei Forderungen. Einmal die Arbeitsbedingung so zu verbessern, dass sich wieder mehr Menschen für den Pflegeberuf entscheiden. Und zum Zweiten, ab sofort die Strafzahlungen bei der Unterschreitung der PPUG für die Kliniken auszusetzen. „Damit wir wenigstens finanziell sicher weiterarbeiten können“, sagt Wagner.

Für dieses Video bekommt er neben Zustimmung jedoch auch viel Kritik - vor allem von Menschen, die selbst in der Pflege arbeiten. „Kann ich als Pflegekraft und angehender Mediziner nicht unterstützen. Strafzahlungen bei Nichteinhaltung von Personaluntergrenzen sind insofern richtig, als dass sie den Kliniken wehtun und sie sich zumindest einigermaßen um genug Personal kümmern.

Kein Kompensieren einer prekären Gesundheitsversorgung auf dem Rücken des Pflegepersonals“, kommentiert jemand unter den Post auf Instagram. Eine andere Userin schreibt: „Ich kann den Appell gut verstehen, es kann im schlimmsten Fall den finanziellen Ruin für ein Haus bedeuten. Ich teile aber auch die Befürchtung, dass eben genau dieses Aussetzen ausgenutzt wird. Wäre eine zeitliche Begrenzung für Akuthäuser eine Lösung/Alternative?“





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